Die Sektion Medienpädagogik trauert um Prof. Dr. Klaus Peter Treumann, der am 25. August 2022 im Alter von 82 Jahren verstarb.
Von 1973-1978 war er wissenschaftliche Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin. Als Professor für Pädagogik mit dem Schwerpunkt Forschungsmethoden in der Erziehungswissenschaft wurde er schließlich 1978 an die Universität Bielefeld berufen.
Mit Bezug zur Denomination Forschungsmethoden in der Erziehungswissenschaft widmete er sich in seinen medienpädagogisch konturierten Arbeiten vor allem Fragen nach Medienkompetenz und deren Erfassung, unter anderem unter der Perspektive, wie „neue“ Medien das Leben und Lernen Jugendlicher und/oder Erwachsener verändern. Klaus Peter Treumann war es in seinen Arbeiten wichtig, Medienhandeln in seiner sozialen Kontextuierung anhand quantitativ und qualitativ erhobener Daten und deren Verknüpfung innerhalb eines medientheoretischen Rahmens zu rekonstruieren und damit zu zeigen, dass medienpädagogisches Erkenntnisinteresse auch die Überwindung methodologischer Grenzen notwendig macht. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an das mit Kolleg:innen durchgeführte DFG-Forschungsprojekt „Mediennutzung und Medienkompetenz im Jugendalter“ zur Untersuchung zum Mediennutzungsverhalten 13-18jähriger. Diese Studie wies zum einen prägnante Unterschiede in Interessen, Neigungen und Medienkompetenzen bei den Jugendlichen nach, war aber auch forschungsmethodisch anspruchsvoll in einer Zeit, in der die empirische Auseinandersetzung mit medienbezogenen Phänomenen in der Medienpädagogik (noch) nicht selbstverständlich war. So wurde beispielsweise auf Basis von Daten einer Fragebogenerhebung mit über 3000 Jugendlichen und qualitativen Intensivinterviews mit Hilfe eines clusteranalytischen Verfahrens sieben Typen jugendlichen Medienhandelns identifiziert. Ein zweites großes DFG-Projekt „BEQS“ widmete sich der Frage der Bildung durch E-Learning und dessen Qualität aus der Subjektperspektive. Auch hier rekonstruierte er mit Kolleg:innen mit Hilfe clusteranalytischer Verfahren drei deutlich unterschiedliche Typen von Lernenden. Hieraus ergab sich dann die Notwendigkeit einer adressatenspezifischen Gestaltung von E-Learning-Angeboten, für die dann auch entsprechende (medien-)didaktische Konzepte entwickelt wurden.
Mit der triangulativen Verknüpfung quantitativer und qualitativer Forschungsverfahren wurde Klaus Peter Treumann insgesamt der Komplexität sozialer Praxis ebenso gerecht wie dem multiperspektivischen Erkenntnisinteresse medienpädagogischer Forschung. Er leistete dadurch einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Schließung von Forschungslücken, da er ergänzend zu Rezeptions- und Implementationsstudien in all seinen Studien vor allem die Bedürfnisse und Anforderungen der lernenden Subjekte mit adressierte. So entstanden forschungsmethodisch anspruchsvolle empirische Studien, die durch eine detaillierte Dokumentation und Beschreibung der Methoden, Instrumente und nicht zuletzt der Ergebnisse überzeugten und für viele empirische Wissenschaftler:innen vor allem im forschungsmethodischen Teil relevant waren. Mit Klaus Peter Treumann verliert die Sektion einen wichtigen Kollegen und einen Wissenschaftler, der vor allem für die empirische Entwicklung der Medienpädagogik und deren multiperspektivisches Erkenntnisinteresse prägend war und der durch die Auflösung tradierter Grenzen immer wieder für die notwendige methodologische Innovation und Kreativität in der medienpädagogischen Forschung plädierte.