Die Sektion Medienpädagogik der DGfE trauert um Heidi Schelhowe, die am 11.08.2021 verstarb. Heidi Schelhowe verstand sich in Person und mit ihrer wissenschaftlichen Arbeit als Bindeglied zwischen Gesellschaftswissenschaften und Informatik und setzte sich bis zuletzt unermüdlich für die Entwicklung praktischer und theoriebezogener Anschlüsse zwischen Medienbildung und Informatik ein. Noch im Frühjahr 2021 übernahm sie die Begutachtung des diesjährigen Dissertationspreises der Sektion, den sie nun aber leider nicht mehr verleihen kann. Mit Heidi Schelhowe haben wir eine engagierte, wertschätzende und inspirierende Kollegin verloren.
Mit ihren zahlreichen Forschungs- und Medienbildungsprojekten, Publikationen und erfolgreich betreuten Promotionen hat sie den Diskurs der Informatikbildung ebenso wie der Medienbildung geprägt. Unvergessen sind – unter vielem anderen – ihre Forschungsarbeiten zu Medienbildung und ‚Be-greifbarer‘ Interaktion sowie die Leitung der Expert*innenkommission Medienkompetenz des BMBF, welche 2010 zur Herausarbeitung und Identifizierung von „Kompetenzen in einer digital geprägten Kultur“ führte.
Heidi Schelhowe war aber nicht nur eine begeisterte Wissenschaftlerin und Hochschullehrerin, sondern auch gesellschaftspolitisch engagiert. Neben einem Engagement für die gesellschaftliche Verantwortung der Informatik (Forum InformatikerInnen für den Frieden) trug sie durch Genderforschung in der Informatik und durch Methoden zur Erhöhung des marginalisierten Frauenanteils zur Weiterentwicklung der Informatik bei. So hat sie in der Gesellschaft für Informatik die heutige Fachgruppe „Frauen und Informatik“ sowie die Fachgruppe „Be-greifbare Interaktion“ mitgegründet, in der Medienbildung und Informatik verschränkt werden. Sie entwickelte auch als eines der großen Projekte im Rahmen der Expo 2000 die virtuelle internationale Frauenuniversität, eine Vernetzung von ca. 1.000 Akademikerinnen aus über 100 Ländern zu einem Zeitpunkt, als digitale soziale Netzwerke kaum existierten. Zu ihrem gesellschaftlichen Engagement gehörte ferner die Mitgliedschaft im ZDF-Fernsehrat und im Vorstand des JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis oder die Gründung von TechKreativ und dem Fablab Bremen an der Universität. Sie war zudem Ehrenpräsidentin des FabLab e.V. Bremen. Die Förderung von benachteiligten jungen Menschen war ihr immer ein Anliegen, sei es durch (Medien-)Bildungsprojekte für Schulverweigerer*innen oder durch die Motivierung von Bildungsaufsteiger*innen zu einer Promotion. Heidi Schelhowe sah ihre Aufgabe darin, jungen Menschen die Perspektive zu eröffnen, dass Wissenschaft und Promotion ein lohnenswerter Weg sind. Sie konnte damit auch einen Beitrag leisten, die geringe Quote von Erstakademiker:innen und Promovendinnen in der Informatik zu erhöhen.
Wir werden Heidi Schelhowe sehr vermissen.
Der Vorstand der Sektion Medienpädagogik der DGfE
PS: Statt Blumenkränze hat sich Heidi Schelhowe eine Spende an den von ihr mitgegründeten Verein fablab gewünscht, der (vor allem jungen) Menschen die Möglichkeit gibt, computergesteuert mit unterschiedlichen Technologien und Materialien zu experimentieren: fablab Bremen e.V., IBAN: DE46830654080004820797 Stichwort: Heidi Schelhowe